Die roten Vorstädter

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schorschla
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Die roten Vorstädter

Beitrag von schorschla »

mal wieder was von nem alten bekannten.... schwabach lässt grüssen...

aus den fürther nachrichten von gestern.... der link ist unten angefügt... für das bild zu unserem trinkbruder :lol:


„Ich kann nicht anders“
SpVgg-Fan Helmut Ell (42) über Vereinstreue und die Derbys mit dem 1. FCN


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Am Sonntag (15 Uhr) steigt im Playmobil-Stadion das 251. Fußball-Derby zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem 1. FC Nürnberg. Die FN sprachen im Vorfeld mit Helmut Ell, einem der treuesten Kleeblatt-Anhänger, über die ungebrochene Rivalität der Nachbarklubs, die Leiden eines „echten“ Fans und das Wesen des Fürthers an sich.

Was machen Sie am Sonntagnachmittag, sagen wir: um genau 15 Uhr?

Ell: (lacht bitter) Das ist für mich der blanke Horror. Ich werde ungefähr zu der Zeit in Chamonix in Frankreich eintreffen, werde keinen Radioempfang haben und muss mich in einen Anzug zwängen. Danach werde ich versuchen, auf Englisch mit irgendwelchen Franzosen zu parlieren, die meine Firma übernommen haben. Mit dem Kopf bin ich aber sicher ganz oft im Ronhof.

Es geht in Chamonix um Ihre Existenz?

Ell: Logisch! Sonst würde ich ja nie im Leben aufs Derby verzichten, nicht einmal auf ein normales Heimspiel. Ich hab trotzdem hin und her überlegt, wie ich mich vor dem Termin drücken kann, ob es reicht, wenn ich nachkomme. Aber es geht einfach nicht. Wahrscheinlich werde ich ständig am Handy hängen und mir von meiner Frau erzählen lassen, wie‘s steht.

Sie waren 1964 als Dreijähriger zum ersten Mal im Ronhof. Wie viele Derbys haben Sie in den vergangenen 40 Jahren schon versäumt?

Ell: Nur eins.

Nicht wirklich.

Ell: Doch, ganz bestimmt. Ich hab ja seit meiner frühesten Kindheit überhaupt nur ganz wenige Heimspiele verpasst. Erinnern kann ich mich an exakt drei, und mehr werden es auch nicht gewesen sein. Weder in der Landesliga, in der Bayernliga oder sonstwo.

Klingt ziemlich verrückt. Macht das den Unterschied aus zwischen Sympathisanten und so genannten echten Fans?

Ell: Der echte Fan denkt über so was gar nicht nach. Seine Liebe zum Verein ist nullkommanull abhängig vom Erfolg. Sogar damals, als der Ronhof verkauft und bei der SpVgg alles kaputt gemacht wurde, bin ich zu jedem Spiel gegangen. Und wenn wir in die C-Klasse abgestiegen wären — für mich war immer klar: Das Kleeblatt ist mein Verein. Ich bin so aufgewachsen, ich bin so erzogen worden. Ich kann nicht anders.

Sie sprechen immer vom Kleeblatt oder von der SpVgg, nie von Greuther Fürth . . .

Ell: Der Name ist für mich ein Kunstprodukt. Greuther Fürth und Playmobil-Stadion — wenn ich in Deutschland unterwegs bin, muss ich immer wieder erklären, was das soll. Meiner Meinung nach machen wir uns damit lächerlich. Mir kommt so was nicht über die Lippen. Auf meinem Auto pappt auch nicht das neue Logo, sondern die alte SpVgg-Raute. Das ändert aber nichts daran, dass ich zum Verein stehe, wie er heute ist.

Nun hatte Ihr Herzens-Klub in jüngster Vergangenheit einen eigentümlich hohen Verbrauch an Trainern. Das Image vom rechtschaffenden Kleeblatt ist arg ramponiert worden. Zügelt so was die Leidenschaft?

Ell: Im Gegenteil. Wenn es so blöd läuft wie in dieser Saison, schämt man sich im Freundes- und Bekanntenkreis für die SpVgg. Genau das ist doch Leidenschaft, die totale Identifikation mit seinem Verein.

Hat Präsident Helmut Hack die Prügel verdient, die er für den rekordverdächtig raschen Rauswurf von Thomas Kost einstecken musste?

Ell: Die Kritik war zum Teil überzogen. Was hätte Hack denn machen sollen? Er hat gesehen, dass es mit Kost nicht geht, also musste er handeln. Das ist sein Job. Allerdings muss man natürlich feststellen, dass der Präsident mit seinen Personalentscheidungen — nicht nur bei den Trainern — in letzter Zeit oft danebengelegen hat.

Immerhin hat er dafür gesorgt, dass das Derby nach 25 Jahren wieder im Ronhof ausgestragen wird. Wie wichtig ist das für Sie?

Ell: Das kann man so einfach nicht beschreiben. Ich erzähl‘ Ihnen, was ich 1996 gemacht habe, als es das erste Derby nach dem Wiederaufstieg in die 2. Liga gegeben hat. Das Derby fand in Nürnberg statt. Ich habe vorhin schon gesagt, dass ich, so lange ich denken kann, nur bei einem Derby gefehlt habe, und zwar genau bei dem. Ich war so sauer, dass ich sogar vorübergehend aus dem Verein ausgetreten bin. Mein Vater übrigens auch.

So was machen „echte“ Fans?

Ell: Na ja, wir hatten uns doch diebisch gefreut über das erste Derby seit Jahren. Wir waren rund 1500 Leute, die sogar in der Landesliga nie gefehlt haben, und dann kommt der Hack aus Greuth, kennt die Verhältnisse nicht, denkt rein als Geschäftsmann und geht nach Nürnberg. Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten verständlich, aber ich als Fan war echt bedient.

Jetzt wird endlich mal wieder im Ronhof gespielt, und der Verein hat offensichtlich alle Mühe, das Stadion voll zu bekommen. Was sicher nicht an den Nürnbergern liegt...

Ell: Ich bin zwar überzeugter Fürther, aber die Fürther sind komische Leut‘. Statt froh zu sein, dass der Verein ein Kopplungsgeschäft macht (ein gemeinsames Ticket für die Heimspiele gegen den Club und Oberhausen, die Red.), damit nicht wieder alles voll Roten ist, maulen sie nur herum. Das versteh‘ ich nicht. Man muss sich doch nur an das letzte Derby im Ronhof erinnern, 1979, da haben die Nürnberger unseren Fanblock gestürmt und die Leute reihenweise vermöbelt. Damals hat die Polizei nämlich noch nicht so genau hingeschaut. Allein deshalb wäre es schon ein schönes Gefühl, ausnahmsweise in der Überzahl zu sein.

Woran liegt es denn generell, dass die SpVgg nicht genug Leute mobilisieren kann, um ihr relativ kleines Stadion regelmäßig voll zu machen?

Ell: Die einen haben ein Problem mit der ,Greutherei‘, das darf man nicht unterschätzen. Ich kenn’ einige, die seit der Fusion nicht mehr in den Ronhof gehen, die diese Plastikmentalität nicht wollen. Außerdem haben wir durch die lange Viert- und Fünftklassigkeit eine komplette Fan-Generation verloren. Das kann man nicht von heute auf morgen wettmachen.

Was kann der Verein tun?

Ell: Meiner Meinung nach hat er einen großen Fehler gemacht, indem er im Marketing und Management lauter Leute installiert hat, die wirlich überhaupt keine Ahnung haben von der Mentalität des Fürthers und den Alleinstellungsmerkmalen der SpVgg.

Alleinstellungsmerkmal — hört sich prima an. Was meinen Sie damit?

Ell: Da war zum Beispiel unser altes Sportheim, unser Biergarten. Solche Kleinigkeiten. Daran hing der Fürther. Stattdessen setzte man um jeden Preis auf Modernität, auf Großmannssucht wie in Nürnberg. Wir hätten ein eigenes Image dagegensetzen müssen, so wie sich der FC St. Pauli in Hamburg vom HSV abhebt. Jetzt ist es so, dass der Club nach außen hin Fußball-Franken verkörpert. Und wer den Club nicht mag, draußen auf dem flachen Land, der rennt dann zu den Bayern. Die hätten wir aber auch für uns gewinnen können.

Was ist bei Ihnen stärker, die Zuneigung zur SpVgg oder die Abneigung gegenüber dem FCN?

Ell: Jetzt, wo ich ruhiger geworden bin, ist es mehr die Liebe zum Kleeblatt. Früher, als Jugendlicher, war es schon eher die Abscheu vor dem Club. Das lag daran, dass wir die Generation waren, die mit 100 Mann zum Derby gefahren ist. Wir haben uns die Fan-Schals um den Bauch gebunden und die Jacken zugemacht, damit uns niemand als Fürther erkennt. Wenn uns die trotzdem erkannt haben, dann gab‘s was auf die Fresse. Aber gewaltig. Inzwischen habe ich auch Nürnberger kennen gelernt, die in Ordnung sind. Am schlimmsten sind sowieso die Fürther, die plötzlich Club-Fan sind, nur weil der mehr Erfolg hat.

Wie lange geht‘s Ihnen schlecht, wenn die SpVgg verliert?

Ell: Kommt drauf an, wie wichtig das Spiel war. Wenn ich ein Derby verliere, geht‘s mir mindestens drei Tage schlecht. Ein Abstieg würde mich depressiv machen. Aber die verpassten Aufstiege der vergangenen Jahre habe ich schnell weggesteckt. Das ist das typische Fürther Understatement: Wir wollen in die Fußball-Bundesliga, aber wir müssen nicht unbedingt.

Ihr Tipp für den Sonntag?

Ell: Ich hoffe auf ein 1:0, aber ich befürchte, dass wir wieder kurz vor Schluss einen reinkriegen, so wie gegen Bremen im Pokal. Für meine drei Kinder, die alle im Stadion sein werden, wär‘s wahrscheinlich besser, wir würden verlieren.

Warum das denn?

Ell: Wenn der Club verliert, gibt‘s Zoff. Das können die Nürnberger nicht verwinden. Und dann müsste ich mir in Frankreich auch noch Sorgen um meine Kinder machen. KURT HEIDINGSFELDER


http://www.fuerther-nachrichten.de/arti ... 789&kat=33
keine handbreit den rassisten.
Markus
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Beitrag von Markus »

aber ich befürchte, dass wir wieder kurz vor Schluss einen reinkriegen, so wie gegen Bremen im Pokal.
da hatte er gar nicht mal so unrecht.....
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