WM ohne das gemeine Volk?

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Mitch BT
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WM ohne das gemeine Volk?

Beitrag von Mitch BT »

Aus dem Kurier von heute:

Kaum 50 Prozent der WM-Karten für freien Verkauf
23.01.2005 13:29
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Hamburg (dpa) - Einen Tag vor Bekanntgabe der Modalitäten für die Kartenvergabe wird immer deutlicher, dass der Besitz von Tickets für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland zu einem Privileg wird.

Von rund drei Millionen zur Verfügung stehenden Karten sollen nach einem Bericht der «Frankfurter Rundschau» nur 1 353 050 Tickets oder 45 Prozent in den freien Verkauf gehen. Hingegen sind allein 450 000 Karten für Sponsoren reserviert und 346 950 für ein aufwendiges VIP-Programm. Damit werden vom Internationalen Fußball-Verband (FIFA) und dem deutschen Organisationskomitee (OK), das den Regelungen des Weltverbandes weitgehend unterliegt, von vornherein fast 27 Prozent der Karten dem freien Verkauf entzogen.

OK-Chef Franz Beckenbauer wird bei der Verkündigung des Eintrittskarten-Programms in Neu-Isenburg also keine guten Nachrichten für den gemeinen deutschen Fan haben. Seine Chancen sind minimal, er kann nicht fest buchen und ist fast ausschließlich vom Auslosungsglück abhängig. Am besten dran ist, wer sich teure VIP-Tickets leisten kann. Das billigste Arrangement für drei Spiele in einem Stadion kostet zwischen 1900 und 2800 Euro und kann bis zu 13 200 Euro hoch gehen.

Ein Paket von etwa 600 000 Karten will die FIFA an ihre 205 nationalen Mitgliederverbände verteilen. Pro Spiel stehen je acht Prozent den beteiligten Ländern zu, vier Prozent gehen an die restlichen Verbände. Ein Kontingent von bis zu 250 000 Tickets soll an die «deutsche Fußball-Familie» gehen. Damit will das OK vornehmlich die 6,2 Millionen Mitglieder des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), darunter rund eine Million ehrenamtlich Tätige, bedenken. «Es würde keiner von uns verstehen, wenn er sich nach jahrelanger intensiver ehrenamtlicher Arbeit plötzlich am letzten Verlosungstisch wiederfindet», sagt der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger. Er spricht denn auch von einer «gewissen Privilegierung beim öffentlichen Verkauf».

Zunächst werden rund 850 000 Tickets vom 1. Februar an per Internet (www.fifaworldcup.com) weltweit zum Verkauf angeboten werden. Jeder Erdenbürger kann maximal für sieben Spiele jeweils vier Karten buchen. Einstiegspreis für die Vorrunden-Karte ist 35 Euro, die teuerste Finalkarte kostet 600 Euro. Die glücklichen Besitzer sollen im April am Ende dieser ersten Verkaufsaktion ausgelost werden. Sollten wie erwartet mehr als 30 Millionen Anmeldungen eingehen, betrüge die Chance auf den Erhalt eines Tickets etwa 1:35.

Eine Spekulation wird auch nach der Bekanntgabe der Karten- Modalitäten bleiben, wie viele deutsche Zuschauer die 64 Spiele in den 12 WM-Stadien verfolgen können. Zu erwarten ist, dass bei der ersten Internet-Aktion das globale Interesse noch nicht so groß sein wird. Das OK hat sich um eine Erhöhung des deutschen Kontingents von 8 Prozent auf bis zu 20 Prozent bemüht. Es könnte damit zusätzliche Anteile aus dem 600 000-Paket der internationalen Verbände bekommen.

Als Finanziers der WM bedient die FIFA ihre 15 Top-Sponsoren mit je etwa 25 000 Tickets. Mit rund 80 000 Karten werden die fünf nationalen Förderer dafür belohnt, dass sie das OK mit jeweils rund 12 Millionen Euro unterstützen. Ein kleinerer Teil der Sponsoren-Karten wird von den Unternehmen zum Teil über Gewinnspiele wieder in den freien Kreislauf zurück gegeben.

Für viele Fans dürfte das VIP-Programm zu einem Ärgernis werden. Für ein Honorar von 1,7 Millionen Schweizer Franken (1,1 Millionen Euro) hat das Schweizer Unternehmen iSE das Exklusivrecht zugesprochen bekommen, 346 950 Höchstpreis-Karten zu vermarkten. Dabei geht es besonders um Plätze in den 500 Logen. Sie sind je nach Größe für 115 000 und 428 000 Euro zu haben. Nach Angaben des Unternehmens sind die Logen in den Spielorten München, Dortmund und Berlin schon nahezu ausverkauft.

In der Endspielstadt Berlin manifestiert sich die Privilegien-WM auf eine besondere Weise. Neben dem Olympiastadion ist eine 25 000 Quadratmeter große Zeltstadt geplant, verköstigt werden können dort 22 500 VIPs. Das Prominenten-Programm ist Teil der Geldbeschaffung für die WM. Die FIFA garantiert dem OK 170 Millionen Euro aus dem Hospitality-Programm. Ohne diese Einnahmen könnten die deutschen Organisatoren ihren auf 450 Millionen angewachsenen Etat nicht ausgleichen.
"Und Gott schuf Tony Iommi nach seinem Ebenbilde und führte ihn zusammen mit Terry Butler, Bill Ward und John Michael Osbourne" (Deaf Forever)
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