DanishDynamite hat geschrieben: ↑09 Sep 2023, 10:52
Es ist glaube ich auch nicht Aufgabe der öffentlichen Hand dafür zu sorgen dass einige wenige mit Profisport entspannt Geld verdienen können. Natürlich kann man immer über Partnerschaften und Bürgschaften nachdenken aber grundsätzlich gelten die Aufgaben der Stadt dem Breitensport.
Eine bemerkenswerte Aussage. Bemerkenswert deswegen, weil sie impliziert, dass eine Stadt - selbst wenn sie wollte und könnte - nicht in die Infrastruktur zugunsten des Spitzensports investieren KANN, weil es ja gar nicht zu ihren Aufgaben gehört. Breitensport! Das ist es, was die Stadt fördern muss und darf! Und nicht, dass einige wenige sich hier einen Lenz machen und auch noch mit Profisport entspannt Geld verdienen. Damit hat man leicht alles abgewürgt, ohne dass man überhaupt in eine Sachdiskussion einsteigen muss.
Was du hier schreibst ist exakt die Argumentation derjenigen, die eben nicht möchten, dass in die sportliche Infrastruktur für Profisport investiert wird. Es ist aber lediglich eine Meinung, eine Sichtweise, kein in Stein gemeißeltes Gesetz.
Um das mal klarzustellen. Die Aufgaben der Kommunen unterteilen sich in Pflichtaufgaben und freiwillige Aufgaben.
Pflichtaufgaben sind:
„Öffentliche Ordnung (nicht Polizei, aber z.B. die Parkplatz-Kontrolle oder die Nutzung öffentlicher Orte für Märkte u.ä.)
Feuerwehr
Schulgebäude und Verwaltungspersonal
Kultur (Bücherei, Volkshochschule, Theater, Museen)
Sozial- und Jugendhilfe
Kindergärten
Sportanlagen
Grünanlagen/ Friedhöfe
Gemeinde-Straßen
Entwicklungsplanung (Flächennutzungs-, Bauleitplan)
Abwasser-/ Abfallbeseitigung
Wasser-/ Energieversorgung
Öffentlicher Nahverkehr“
Freiwillige Aufgaben:
„Kommunale Selbstverwaltung im umfassenden Sinn gibt es bei den sogenannten freiwilligen Aufgaben.
Hier entscheidet die Gemeinde selbst, ob und in welcher Weise sie eine Aufgabe wahrnehmen möchte. Hierzu zählen vor allem die Bereiche Sport, Freizeitgestaltung oder Kulturangebote.“
(Quelle: Friedrich-Ebert-Stiftung“
Heißt: Vorhaben wie das Friedrichsforum (Kultur) und das Stadion haben zunächst mal den gleichen Stellenwert, da gibt es keine vorgegebene Priorisierung, an die sich die Stadt halten muss. Es ist eine politische Entscheidung. In Oldenburg gibt es eine politische Mehrheit, ein neues Stadion zu bauen und zu bezahlen, für den Profisport. Und in der Theorie (wenn der politische Wille da wäre - und man es finanziell darstellen kann - hätte man auch (ich spinne jetzt mal) folgendermaßen argumentieren können:
Bayreuth ist eine Kultur- und Sportstadt mit langer kultureller und sportlicher Historie und Tradition. Für kulturelle Angelegenheiten haben wir in den letzten Jahrzehnten sehr viel getan, Bayreuth hat durch die Wagner-Festspiele Weltruhm erlangt.
Die Sportstätten allerdings sind in die Jahre gekommen und es besteht dringender Handlungsbedarf, sind sie doch wichtige Anziehungspunkte für die einheimische Bevölkerung, die jährlich von mehr als 150.000 Besuchern wahrgenommen werden. Hier sehen wir dringenden Nachholbedarf, da die bestehenden Anlagen teilweise noch nicht mal über einfachste Voraussetzungen wie Toilettenanlagen verfügen. Moderne Sport-Arenen sind zudem Magnet für die ganze Region und ein echter Mehrwert für die Bevölkerung. Sie ermöglichen kulturelle Veranstaltungen in allen Bereichen für die breite Masse, wie sie in Bayreuth seit Jahrzehnten nicht mehr stattfinden konnten. Wir möchten deshalb mit der Errichtung einer modernen Arena nicht nur dem Profisport eine neue Heimat geben, sondern auch die kulturelle Szene abseits der Wagner-Festspiele neu beleben. Die neue Event-Arena wird der neue sportliche und kulturelle Mittelpunkt Oberfrankens werden.
Leider ist der letzte sportbegeisterte OB, der solche Zeilen (vielleicht) verfasst hätte und nach dem das Stadion benannt wurde, schon lange verstorben.
Aber egal, es ist wie es ist. Es gibt keine politische Mehrheit in Bayreuth, etwas wirklich neues oder einen sukzessiven Umbau anzustoßen. Es gibt auch keine Interessengemeinschaft/Lobby/ öffentliche Befürworter, die so etwas in die öffentliche Diskussion bringen. In Bayreuth hat sich der brave Bürger damit abgefunden, dass alles erstmal in Festspiele und dergleichen investiert werden MUSS. Aber so ist es nicht, so wird es uns gerne erzählt.
Und deshalb werden wir weiter über Dixieklos und Sinnhaftigkeit von festen Toilettenanlagen diskutieren.Nicht weil der Stadt die Hände gebunden sind.Weil man es einfach nicht will.
Wer nur das hören will, was er schon weiß, wird bleiben was er ist.