„Wir sind nichts Exotisches mehr“
FEUCHT — Wenn der SC Feucht am Freitag um 19.30 Uhr bei Kickers Offenbach in die zweite Regionalliga-Saison geht, wird er nicht mehr Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt. Auch wenn das zweite Jahr gemeinhin als das schwierigste gilt: Mit dem 8. Platz und einem Mini-Budget beim Debüt hat sich die Seitz-Elf Respekt verschafft, musste aber seine Mannschaft neu aufbauen, weil Leistungsträger abgeworben wurden oder Stammspieler wie Rosenwirth und Brechelmacher einen Gang runterschalten wollten. Unser Redakteur Paul Götz sprach mit dem SC-Vorsitzenden Manfred Kreuzer über die veränderten Parameter im Verein und in der Mannschaft.
Für den SC Feucht ist die Regionalliga jetzt kein Abenteuer mehr. Die Planungen mit den Zweijahresverträgen laufen auf einen längeren Verbleib in der höchsten Amateurklasse hinaus. Wie schafft der Verein das mit einem Etat von erneut 700.000 Euro?
Kreuzer: „Was wir letztes Jahr geleistet haben, war unglaublich. Wir haben bewiesen, dass man mit dem niedrigen Etat mitspielen kann. Wir gehen jetzt perspektivisch ran und sind nichts Exotisches mehr. Die neuen Verträge laufen zwar über zwei Jahre, gelten aber nur für die Regionalliga. Der Vertrag von Trainer Seitz läuft nur noch ein Jahr.
Wird man den auch im Falle des Klassenerhaltes weiterverpflichten können?
Kreuzer: „Der muss, der soll höher hinaus. Er hat die absolute Qualifikation für den Profibereich. Dazu muss er allerdings noch seinen „Fußballlehrer“ machen, im Januar hat er seinen Termin.“
Da darf er also ganz schön büffeln.
Kreuzer: „Ja, für den Bundestrainer sind die Ansprüche tiefer gehängt worden. Da langt schon der blanke Optimismus und ein Versprechen, dass man Weltmeister wird.“
Noch einmal, wie kann der SC mit den 700000 haushalten und wie fängt er die Reduzierung der Fernsehgelder auf.
Kreuzer: „Mit weniger geht‘s nicht. Die Fernsehgelder sind der einzige Wermutstropfen, sie wurden von 460- auf 375.000 Euro reduziert. Das läßt sich nur über Sponsoring auffangen. Wir müssen sehen, wie sich da die Situation in Feucht entwickelt. Wird das gewünscht, wird man auf örtliche Geldgeber zugreifen. Die Geschichte muss auf mehr Schultern verteilt werden. Mit schwebt vor, einen Wirtschaftsbeirat zu gründen. Die Spieler sind in der Regionalliga mittlerweile vernünftig geworden. Die haben eingesehen, dass keine Traumgehälter zu holen sind.“
Mit den Freitag-Abendterminen hofft der SC auch auf mehr Zuschauereinnahmen. Was musste der Verein dafür tun?
Kreuzer: „Ja, wir hoffen, dass wir dadurch mehr Zuschauerzuspruch bekommen. Die Top-Spiele, für die sich auch das Fernsehen interessiert, finden allerdings weiter am Samstag statt. Technische Voraussetzung war, dass wir das Flutlicht von 200 auf über 400 Lux verdoppeln. Die Umbauteile werden Mitte August geliefert, so dass wir am 18. September unser erstes richtiges Flutlichtspiel betreiten können.“
Hat der Verein damit die Bedingungen für eine Lizenzerteilung in der nächsten Jahren schon erfüllt?
Kreuzer: „Die Auflagen hängen wie ein Damoklesschwert über uns. Der DFB plant, die Platzkapazitäten und ähnliches wesentlich schärfer zu handhaben. Die neuen Bestimmungen werden beim Bundestag im Oktober festgelegt. Wenn dann beschlossen wird, wir müssen auf 10.000 Plätze aufstocken, dann stehen wir vor einer neuen Situation. Für eine ganze Saison in ein anderes Stadion auszuweichen, macht keinen Sinn.“
Keine Chance mehr für einen kleinen Verein?
Kreuzer: „Wenn man schon drin ist in der Regionalliga, hat man einen Bonus. Wir haben außerdem ein blendendes Verhältnis zum DFB, zu den ganzen Institutionen. Unser Manager Hans Grübler ist Mitglied im Regionalligaausschuss.“
Welche Heimspiele sind sicherheitstechnisch kritisch eingestuft?
Kreuzer: „Dahinter steht noch ein Fragezeichen. Wir wissen es noch nicht, wie sich das entwickelt. Das hängt sehr vom Tabellenstand ab, wieviel und welche auswärtigen Fans anreisen, siehe Offenbach im vorigen Jahr oder Erfurt. Da waren plötzlich 20.000 Fans mobilisiert, als es um den Aufstieg ging. Heuer könnte Darmstadt so ein Fall sein.“
Welches sportliche Ziel hat sich die Vereinsspitze gesetzt?
Kreuzer: „Unsere Benchmark ist der letztjährige Platz. Wir müssen uns verbessern können. Ich bin der Meinung, dass die Mannschaft stärker ist als voriges Jahr. Man muss nur abwarten, wie sich die Stürmer verbessern.
Ganz wesentlich: In der Abwehr sind wir keinesfalls schwächer. Wir haben einen Torwart, der mehr Sicherheit ausstrahlt als der Keller. Der Grasser ist nicht schlechter als der Rosenwirth, der Schiller hat schon wieder seine Form, der Heller ist Linksfuß mit einem Bombenschuss. Man darf nicht vergessen, dass auch ein Brechelmacher seine Anlaufschwierigkeiten hatte. Der Haushahn muss das verstärkte Training noch verkraft, der Eger hat voriges Jahr auch bis September gebraucht.
Unser Mittelfeld mit Contala und Walter war höchste Kampfkraft, aber spielerisch ging nur wenig in die Spitze. Von Zehn Bällen kamen acht prompt zurück. Der Walther hat sich selbst in seinem Alter noch entwickelt und mit den Neuen ist die spielerische Komponente wesentlich verbessert: Mintzel, Gfreiter, Zellner und Mendez, den ich fast als vierten Stürmer sehe.“
Wenn man das nach ein paar Wochen schon sagen kann: Ist das Leistungsgefälle innerhalb der Mannschaft nicht mehr so groß wie zu Beginn der vorigen Jahres?
Kreuzer: „Wir haben auch andere Typen als letztes Jahr. Das war zwar auf dem Platz ein 100-prozentige Einheit, aber ansonsten ist alles auseinandergeflattert. Diesmal ist nicht einer dabei, den man, salopp gesagt, einen „Stinker“ nennen könnte.“
Kommt der kleine Platz in Feucht der neuen Mannschaft wieder so entgegen wie der im vorigen Jahr oder liegt ihr mehr ein großes Stadion?
Kreuzer: „Das ist eine gute Frage, die erst noch beantwortet werden muss, sie hat erst einmal hier gespielt. Im Regelfall ist ein kleiner Platz für die Heimmannschaft von Vorteil, weil sie die Räume eng machen und Druck aufbauen kann.“