Ohne Worte...

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strive
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Ohne Worte...

Beitrag von strive »

aus Spiegel Online:

FANTERROR IN ITALIEN

Hooliganschlacht live im Fernsehen

In der Serie B musste am Samstag ein Spiel abgebrochen werden, weil Hooligans das Feld stürmten und sich mit der Polizei eine Massenschlägerei lieferten. "Die Hölle von Avellino" titelten die Zeitungen, bei der ein Fan tödlich verletzt wurde. Italiens Innenministerium fordert nun Konsequenzen gegen die zunehmenden Stadiongewalt.
Rom - Innenminister Guiseppe Pisanu drohte mit schweren Sanktionen gegen Vereine, die nicht aktiv zur Kontrolle gewalttätiger Hooligans beitragen. "Die Clubs müssen für die Sicherheit in den Stadien verantwortlich sein, wie es in anderen Ländern geschieht", forderte er. Der Staat könne nicht allein für die zunehmenden Kosten der Sicherheit rund um Fußball-Events aufkommen, die jährlich über 50 Millionen Euro betragen.
Auch der Verband der italienischen Polizisten forderte mehr Unterstützung von Seiten der Vereine. "Man kann nicht mehr dulden, dass Polizisten jedes Wochenende ihr Leben riskieren, um die Sicherheit der Stadien zu garantieren. Auch die Clubs müssen die Verantwortung für die schweren Krawallen tragen", betonte ein Sprecher der Polizistengewerkschaft ANFP. Vertreter der Fußball-Clubs, des Ligaverbands und der Polizei wurden zu einer eiligen Krisensitzung nach Rom berufen, um über die zunehmende Gewalt in den Fußball-Stadien des Landes zu diskutieren.

Voraus gegangen war ein erschütternder Zwischenfall bei der Serie-B-Begegnung zwischen den Lokalrivalen Avellino und Napoli am vergangenen Samstag, die nach Übergriffen von Hooligans nicht ausgetragen werden konnte. Hunderte von randalierenden Neapel-Fans hatten sich kurz vor Anpfiff im und um das Stadion "Partenio" von Avellino Schlachten mit der Polizei geliefert und ein Feld der Verwüstung hinterlassen. Ein 20-jähriger Fan erlag am Montag im Krankenhaus einem Schädeltrauma, nachdem er vom Stadiondach in die Tiefe gestürzt war, 34 Polizisten wurden zum Teil schwer verletzt, ein Polizeikommissar erlitt einen Herzanfall.

"Das hat mit Fußball nicht mehr zu tun", klagte Neapels Bürgermeisterin Rosa Russo Iervelino. Das Spiel sollte live im Fernsehen übertragen werden, doch was Italiens Fußballfreunde in den Wohnzimmern und Kneipen zu sehen bekamen, waren nicht leidenschaftliche Zweikämpfe und spannende Torraumszenen, sondern wilde Prügeleien und wüste Verfolgungsjagden. "Die Hölle von Avellino" titelte am Montag die "Gazzetta dello Sport" fassungslos.

Kurz vor Spielbeginn verschafften sich Hunderte von Napoli-Fans gewaltsam Eintritt in das Stadion. Beim Versuch, über ein Plexiglasdach auf die Zuschauerränge zu gelangen, krachte ein Randalierer durch das Glas und stürzte rund sieben Meter in die Tiefe. Als anschließend ein Rettungswagen den Verletzten bergen wollte, nutzten vermummte Hooligans die Konfusion, um aufs Spielfeld zu gelangen, wo sie sich mit Knüppeln bewaffnet der Polizei Schlägereien lieferten.

"Hier sind bewaffnete Leute ins Stadion gekommen, um Krieg zu führen", schimpfte Avellino-Coach Zdenek Zeman, der auch keinerlei Mitleid mit dem verunglückten Fan aufbringen wollte: "Wer ohne Eintrittskarte versucht, über ein Plexiglasdach in ein Stadion einzudringen, geht das Risiko bewusst ein."

Mit Hilfe von Video-Aufzeichnungen hoffte die Polizei noch am Montag die ersten Randalierer identifizieren und festnehmen zu können. Ein neues Gesetz ermöglicht es der Polizei, Randalierer noch 48 Stunden nach der Tat nur auf Grund von Video-Beweisen ohne richterliche Anordnung dingfest zu machen.

Der Fußballclub Napoli wird das Spiel mit 0:3 Toren aberkannt bekommen, zudem muss der Verein wohl vier oder fünf Heimspiele auf neutralem Platz austragen. Ob diese Strafen durch das Sportgericht ausreichen, um künftige Gewalttätigkeiten auszuschließen, bleibt abzuwarten. Die hohe Politik will jedenfalls die Zügel straffen. "Wir brauchen eine eiserne Faust", forderte Parlamentspräsident Pier Ferdinando Casini mit dramatischen Worten, "unser Fußball war ohnehin schon in der Krise, aber nun fürchten sich Eltern mit ihren Kindern ins Stadion zu gehen. Das ist das Ende."

Die Stadionschlacht von Avellino war nicht der einzige Zwischenfall an diesem Wochenende: In Norditalien nahmen Livorno-Fans, die auf dem Weg zum Serie-B-Spiel in Triest waren, eine Autobahnraststätte auseinander. Anschließend ließ die Polizei die Autobahn mehrere Stunden lang sperren, um rund 100 Fans in Gewahrsam zu nehmen.
Sid
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Beitrag von Sid »

Manchmal kann man direkt froh sein, nur niederklassigen Fußball zu spielen und ein überschaubares Puplikum zu haben....... :wink:
Ich mag Pflanzen. Die halten die Fresse.
flo
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Beitrag von flo »

Hört sich sehr schlimm an, aber ob die Bericherstattung durch die Medien nicht verfälscht wurde, lässt sich schwer sagen. Hier ein Beitrag aus dem Stadionwelt-Forum, was darin stimmt u. nicht kann wohl keiner beurteilen:

23. September 2003 11:20:57 - Michele Berardi

Ich könnte kotzen, wenn ich nur sehe, wie die Presse mit den Ereignissen in Avellino umgeht. Der 20jährige Sergio Ercolano ist tot! Und die Polizei trägt mindestens eine Mitschuld! Von den fehlenden Eintrittskarten, obwohl fast der komplette Unterrang des Gästeblockes leer ist, sowie von der Knüppelorgie der Polizei, die einige Fans auf dieses Plexiglasdach treibt, ist nirgends die Rede. Kein Wort davon, dass Sergio eine halbe Stunde liegen blieb, ohne dass sich jemand um ihn kümmerte, was die angespannte Stimmung noch weiter anheizte. Ja, es waren einige Leute, die auf dieses Dach vor der Polizei geflüchtet war, es hätte also einige Opfer mehr geben können! Da kommt die unglaubliche Stellungnahme von Avellino-Trainer Zeman, den ich bisher für einen großen Mann des Sports gehalten habe, gerade Recht, der behauptet, dass der Tote über dieses Dach ohne Eintrittskarte ins Stadion eindringen wollte. Daraus konstruiert die dpa die absurde Behauptung, dass einigen Fans auf diesem Wege gelungen wäre, das Spielfeld zu erreichen. Die großen Zeitungen FAZ und FR übernehmen diese Version. Die Süddeutsche Zeitung will einen "Sturz von der Tribüne" gesehen haben und äußert sich nicht weiter dazu. Der sid behauptet weiterhin, die Partie sei nach der ersten Halbzeit abgebrochen worden, was einfach nur Unsinn ist. Nebenbei sei Sergio "bei schweren Krawallen (...) lebensgefährlich verletzt worden", obwohl die Ausschreitungen auf dem Platz erst nach diesem Unglück begannen. Die FR von heute schreibt, das Spiel sei mit 60 Minuten verspätung angepfiffen worden, da hat man wohl auf den sid gehört. Den Höhepunkt der Medienhetze erreicht spiegel online mit einer bildzeitungsreifen Überschrift "Hooliganschlacht live im Fernsehen". Hier scheut man auch gar nicht davor zurück, in einem Artikel gleich zwei verfälschte (und sich widersprechende) Versionen des Unglücks zu bringen. Zunächst heißt es, Sergio sei vom Stadiondach (!!!) gestürzt. Ob die das Stadion von Avellino jemals gesehen haben? Im Gästebereich ist von Überdachung keine Spur! Später wird doch die Version der dpa übernommen, er sei bei dem Versuch, die Zuschauerränge zu erreichen, durch das Plexiglasdach gestürzt. Um das ganze noch zu übertreffen, wird Sergio noch als "Randalierer" diffamiert, obwohl er wirklich nichts gemacht hat, außer sich vor der Polizei in Sicherheit zu bringen. Es hätte jeden von uns treffen können.
Ich frage mich: was treibt diese ganzen Journalisten dazu, jegliches menschliches Gefühl abzulegen und solche absurden Behauptungen in die Welt zu setzen? Ihr seid ein widerlicher Teil einer Welt, die mich immer mehr ankotzt! Ab sofort steht für mich eins fest: ich hasse Journalisten!

In Trauer um Sergio
Michele
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