Begeisterung gegen Bratwurst
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Begeisterung gegen Bratwurst
Wir bieten: Begeisterung gegen Bratwurst
Von Thomas Klemm
20. Dezember 2003 Von Prostitution will Christopher Pauer nichts wissen. "Uns geht es nicht drum, Geld zu verdienen." Auch die neuenglische Wortschöpfung "Rent-a-fan" mißfällt Chrissi, wie der Fußballfan Pauer von seinesgleichen in Göttingen genannt wird. Die deutsche Entsprechung indes treffe es genau: "Mieten" kann man sie wirklich, die Anhänger des einstigen Gründungsmitgliedes der Zweiten Fußball-Bundesliga, des 1. SC Göttingen 05. Weil der Klub im Oktober aus dem Vereinsregister gestrichen wurde, haben sich die alleinstehenden Anhänger des zuletzt in den Niederungen der Niedersachsenliga aktiven Teams selbst geholfen: Sie gründeten die Initiative "Fans ohne Verein", stellten in einer Kontaktanzeige auf ihrer Internetseite (www.leinetalrebellen.de.vu) ihre Dienste zur Verfügung. "Intakte Fanszene, z.Z. ohne Verein, bietet ihre Dienste an!" heißt es dort. "Mieten Sie uns im Schnupperpaket für ein Spiel oder gleich für die ganze Saison!" Mittlerweile haben die Göttinger Fans Angebote für jeden zweiten Spieltag im neuen Jahr bis April; für das Rückrundenwochenende der Amateurligen haben sie bereits zwei Offerten aus dem nahen Wolfenbüttel oder dem 220 Kilometer entfernten Frankfurt. "Die Fahrt muß gar nicht bezahlt werden", sagt Chrissi, "eine Bratwurst und Bier wären klasse." Biete Begeisterung gegen Bratwurst - die fahrenden Fans sind ein Fall für Schnäppchenjäger.
Die Szene versteht sich als preiswertes Sonderangebot, hat laut Eigenwerbung so einiges zu bieten, nämlich "langjährige Erfahrung im Umgang mit Sprechchören im Stadion, kultivierten Auswärtsfahrten und kreativen Choreographien". Jeder Gesang sei eigens von ihnen erfunden, sagt Chrissi vom Fanklub "Leinetalrebellen", doch seien sie auch flexibel, um sich dem jeweiligen Auftraggeber anzupassen. So sangen die 05-Fans kürzlich vom "Harzer Grubenlicht", als die Mannschaft vom SC Goslar 08 beim Göttinger Lokalrivalen SC Weende antrat. "Das war unsere Generalprobe", sagt Jurastudent Pauer. "Die Spieler waren überrascht und haben dann die Welle mit uns gemacht."
Die Aktion der "Fans ohne Verein", die sich vor allem an Klubs aus dem Amateurlager richtet, war anfangs so etwas wie eine Schnapsidee. Nachdem Göttingen 05 am 27. September gegen den MTV Wolfenbüttel sein allerletztes Pflichtspiel absolviert hatte, trafen sich die Fans in der Vereinsgaststätte. Der Klub war zwar tot, aber die Stimmung äußerst lebendig. Zwischen zwei Gläsern Bier fragte einer: "Und was machen wir am nächsten Wochenende?" Die erste Idee war, zu den ursprünglich vorgesehenen Spielansetzungen von Göttingen 05 in den leeren Stadien zu erscheinen - daheim oder auswärts. "Es ging mehr in Richtung Spaß", beschreibt Pauer die ersten Vorschläge. Als es ernster wurde, trudelten die Angebote langsam ein: aus Wolfenbüttel, aus Nordenham, Frankfurt, Leer und Bosfeld nahe Osnabrück. Rundweg ablehnen würden die Göttinger nur Angebote vom großen alten Rivalen Eintracht Braunschweig oder vom kleinen Lokalkonkurrenten SC Weende. Für Reisen zu nahe gelegenen Klubs und befreundeten Fanszenen würden bis zu vierzig Fans zusammenkommen, sagt Pauer. Weitere Strecken würden weniger Personen in Kauf nehmen, weil "viele von uns arbeiten und Familie haben". Nur für Göttingen 05, da seien sie natürlich überall hingefahren. Bis zuletzt.
Auf das Ende des Traditionsvereins hatte sich das Umfeld in der Studentenstadt lange vorbereiten können. Nachdem im Zuge der Insolvenz des Vermarkters Sportwelt auch der Fußballverein in wirtschaftliche Schieflage geraten war, wurde im Mai 2001 auch gegen den letztlich mit drei Millionen Euro verschuldeten Klub das Insolvenzverfahren eröffnet - und mangels Masse am 18. September dieses Jahres eingestellt. Schon vorher hatte sich allerdings der 1. FC Göttingen 05 gebildet, in dem die Jugendmannschaften bis zum Saisonende aufgefangen werden sollen. In der kommenden Fußballsaison soll für den neugegründeten Verein auch eine Erste Herrenmannschaft auflaufen. Ist den "Fans ohne Verein" dann wieder die emotionale Nähe gewiß, verfällt ihr derzeitiges Mietangebot als fahrendes Stimmungsvolk. Dann jubeln sie wieder ihrem neuen alten Klub zu - "notfalls in der Kreisliga", wie Chrissi sagt.
Quelle: FAZ
Was sagt ihr dazu? Ich denke, wenn mein Verein nicht mehr existieren würde, würde ich mich auch aus der Szene zurückziehen... Vielleicht hier und da mal Fußball "schauen", aber mich nicht mehr als "Fan" bezeichnen.
Von Thomas Klemm
20. Dezember 2003 Von Prostitution will Christopher Pauer nichts wissen. "Uns geht es nicht drum, Geld zu verdienen." Auch die neuenglische Wortschöpfung "Rent-a-fan" mißfällt Chrissi, wie der Fußballfan Pauer von seinesgleichen in Göttingen genannt wird. Die deutsche Entsprechung indes treffe es genau: "Mieten" kann man sie wirklich, die Anhänger des einstigen Gründungsmitgliedes der Zweiten Fußball-Bundesliga, des 1. SC Göttingen 05. Weil der Klub im Oktober aus dem Vereinsregister gestrichen wurde, haben sich die alleinstehenden Anhänger des zuletzt in den Niederungen der Niedersachsenliga aktiven Teams selbst geholfen: Sie gründeten die Initiative "Fans ohne Verein", stellten in einer Kontaktanzeige auf ihrer Internetseite (www.leinetalrebellen.de.vu) ihre Dienste zur Verfügung. "Intakte Fanszene, z.Z. ohne Verein, bietet ihre Dienste an!" heißt es dort. "Mieten Sie uns im Schnupperpaket für ein Spiel oder gleich für die ganze Saison!" Mittlerweile haben die Göttinger Fans Angebote für jeden zweiten Spieltag im neuen Jahr bis April; für das Rückrundenwochenende der Amateurligen haben sie bereits zwei Offerten aus dem nahen Wolfenbüttel oder dem 220 Kilometer entfernten Frankfurt. "Die Fahrt muß gar nicht bezahlt werden", sagt Chrissi, "eine Bratwurst und Bier wären klasse." Biete Begeisterung gegen Bratwurst - die fahrenden Fans sind ein Fall für Schnäppchenjäger.
Die Szene versteht sich als preiswertes Sonderangebot, hat laut Eigenwerbung so einiges zu bieten, nämlich "langjährige Erfahrung im Umgang mit Sprechchören im Stadion, kultivierten Auswärtsfahrten und kreativen Choreographien". Jeder Gesang sei eigens von ihnen erfunden, sagt Chrissi vom Fanklub "Leinetalrebellen", doch seien sie auch flexibel, um sich dem jeweiligen Auftraggeber anzupassen. So sangen die 05-Fans kürzlich vom "Harzer Grubenlicht", als die Mannschaft vom SC Goslar 08 beim Göttinger Lokalrivalen SC Weende antrat. "Das war unsere Generalprobe", sagt Jurastudent Pauer. "Die Spieler waren überrascht und haben dann die Welle mit uns gemacht."
Die Aktion der "Fans ohne Verein", die sich vor allem an Klubs aus dem Amateurlager richtet, war anfangs so etwas wie eine Schnapsidee. Nachdem Göttingen 05 am 27. September gegen den MTV Wolfenbüttel sein allerletztes Pflichtspiel absolviert hatte, trafen sich die Fans in der Vereinsgaststätte. Der Klub war zwar tot, aber die Stimmung äußerst lebendig. Zwischen zwei Gläsern Bier fragte einer: "Und was machen wir am nächsten Wochenende?" Die erste Idee war, zu den ursprünglich vorgesehenen Spielansetzungen von Göttingen 05 in den leeren Stadien zu erscheinen - daheim oder auswärts. "Es ging mehr in Richtung Spaß", beschreibt Pauer die ersten Vorschläge. Als es ernster wurde, trudelten die Angebote langsam ein: aus Wolfenbüttel, aus Nordenham, Frankfurt, Leer und Bosfeld nahe Osnabrück. Rundweg ablehnen würden die Göttinger nur Angebote vom großen alten Rivalen Eintracht Braunschweig oder vom kleinen Lokalkonkurrenten SC Weende. Für Reisen zu nahe gelegenen Klubs und befreundeten Fanszenen würden bis zu vierzig Fans zusammenkommen, sagt Pauer. Weitere Strecken würden weniger Personen in Kauf nehmen, weil "viele von uns arbeiten und Familie haben". Nur für Göttingen 05, da seien sie natürlich überall hingefahren. Bis zuletzt.
Auf das Ende des Traditionsvereins hatte sich das Umfeld in der Studentenstadt lange vorbereiten können. Nachdem im Zuge der Insolvenz des Vermarkters Sportwelt auch der Fußballverein in wirtschaftliche Schieflage geraten war, wurde im Mai 2001 auch gegen den letztlich mit drei Millionen Euro verschuldeten Klub das Insolvenzverfahren eröffnet - und mangels Masse am 18. September dieses Jahres eingestellt. Schon vorher hatte sich allerdings der 1. FC Göttingen 05 gebildet, in dem die Jugendmannschaften bis zum Saisonende aufgefangen werden sollen. In der kommenden Fußballsaison soll für den neugegründeten Verein auch eine Erste Herrenmannschaft auflaufen. Ist den "Fans ohne Verein" dann wieder die emotionale Nähe gewiß, verfällt ihr derzeitiges Mietangebot als fahrendes Stimmungsvolk. Dann jubeln sie wieder ihrem neuen alten Klub zu - "notfalls in der Kreisliga", wie Chrissi sagt.
Quelle: FAZ
Was sagt ihr dazu? Ich denke, wenn mein Verein nicht mehr existieren würde, würde ich mich auch aus der Szene zurückziehen... Vielleicht hier und da mal Fußball "schauen", aber mich nicht mehr als "Fan" bezeichnen.
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ja, oder für hof. da sich die hochfranken ja eh jedem halbswegs grösseren dorfverein an die kimme schmeissen und unterwürfigst fanfreundschaften erbetteln.
aber sind wir doch mal ehrlich, ich fand die aktion, als ich das gelesen hab, echt kreativ und niveauvoll.
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"Beim Banküberfall besser keine blickdichte Strumpfhose verwenden."
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So ein Schmarrn.ja, oder für hof. da sich die hochfranken ja eh jedem halbswegs grösseren dorfverein an die kimme schmeissen und unterwürfigst fanfreundschaften erbetteln.
Gibts hier ne Ignore Liste um solche Hirnrissigen Kommentare gar nicht lesen zu müssen???????
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Rent-a-Fan
Also ich find sowas absolut witzig - zumal das wohl offensichtlich nicht aus den Staaten kommt
Somit ergibt sich ja die Möglichkeit, wenn bei einem wichtigen Spiel die eigene Mannschaft "geschwächt" ist, das Team zu verstärken.
Also ich find sowas absolut witzig - zumal das wohl offensichtlich nicht aus den Staaten kommt
Somit ergibt sich ja die Möglichkeit, wenn bei einem wichtigen Spiel die eigene Mannschaft "geschwächt" ist, das Team zu verstärken.
Seele: "Ich bin viel zu übergewichtig, und des merk ich aa an mir selber."
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